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Spiegelbilder

 
Die Spiegelbilder sind handwerklich höchst anspruchsvolle Objekte: partiell geätzte Metalloberflächen, partiell geätzte Spiegel,Farben, typographische und sprachliche Elemente in den Grundfarben Rot, Gelb und Blau. Der Spiegel ist nicht nur Material der Gestaltung, er zwingt vor allem den Betrachter, sich vor jedem Bild sich selbst zu begegnen und die eigene Identität zu problematisieren.
 
Wenn eine Arbeit Erich Tschinkels das eigene Spiegelbild wechselweise mit feminin oder maskulin unterschreibt, so visualisiert er die heute so virulente Frage nach der Geschlechteridentität: wie ist am Stand der gesellschaftlichen Entwicklung die Rolle von Frau und Mann in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft oder Kunst definiert? Und welchen Anteil haben feminin und maskulin in uns selbst? Wie leben wir heute mit dieser Dualität des Wesens, die Shakespeare in "Was ihr wollt" dramatisch reflektiert. Der Querschnitt durch einen männlichen und einen weiblichen Unterkörper, die der Künstler in seine Inszenierung mit einbezieht, ist wenig hilfreich in philosophischen oder gesellschaftlichen Fragen - er ist nur eine Ästhetisierung eines naturwissenschaftlichen Weltbildes.
 
So bleibt der Spiegel für uns, was er für unsere Vorfahren war: ein Rätsel. Wir begegnen uns selbst, unserer Welt in einem Stück opakem Glas. Die Kunst-Spiegel an der Wand bleiben Objekte der Melancholie: der Betrachter sieht sich, sieht andere, sieht andere Bilder, andere Räume, darin wieder andere Menschen und dann: wieder und wieder sich selbst.
 
Rupert Larl, 1999 | St. Johann in Tirol, Festival „erÖFFNungEN“
 
 

 

Gelb-Rot-Blau, 1998; Spiegel geätzt, Acryl,120/80

A, 1998/99;  Spiegel,geätzt, Glas,Acryl, 40/80

B, 1998/99; Spiegel,geätzt, Glas,Acryl, 40/80

C, 1998/99; Spiegel,geätzt, Glas,Acryl, 40/80

E, 1998/99; Spiegel,geätzt, Glas,Acryl, 40/80

I, 1998/99; Spiegel,geätzt, Glas,Acryl, 40/80

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